Der Zusammenhang zwischen chronischer Exposition gegenüber mehrfachen Umweltkontaminanten, biotischen oder abiotischen Schadstoffen wie Luftschadstoffen, endokrinen Disruptoren, Arzneimitteln, Bioziden und Mikroorganismen, und der in epidemiologischen Studien zu multifaktoriellen Erkrankungen wie Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und multiresistenter Infektionen beobachteten Zunahme ist für die öffentliche Gesundheit von großer Bedeutung. Auch wenn der Anteil der genetischen Anfälligkeits- oder Anfälligkeitsfaktoren aufgrund der dramatischen Fortschritte in der molekularbiologischen Technik immer besser bekannt ist, ist der Anteil der Umwelt noch komplexer zu bewerten. Diese Komplexität ergibt sich aus der Vielzahl der Expositionsquellen (z. B. Nahrung, Luft, Arbeits- oder Haushaltsumgebung), ihrer sehr geringen Konzentration, vor allem aber aus der Vielzahl chemischer, biologischer und physikalischer Faktoren, denen wir während unseres gesamten Lebens ausgesetzt sind, und aus der Vielzahl der betroffenen toxischen Mechanismen. Die gesundheitlichen Auswirkungen einer solchen chronischen Mehrfachexposition bei niedrigen Dosen sind daher bislang weitgehend unbekannt. Ebenso können Bakterien regelmäßig chemischen Verunreinigungen ausgesetzt sein. Die jüngste Epidemiologie von Infektionskrankheiten zeigt, wie wichtig die Umwelt und globale Veränderungen beim Erwerb von Virulenz und/oder der Entstehung von Resistenzen bei Mikroorganismen gegenüber Umweltschadstoffen und Dekontaminierungsmethoden sind.In diesem Zusammenhang stützt sich die Bewertung des mit diesen Mehrfachexpositionen verbundenen Gesundheitsrisikos auf leistungsfähige und biologisch relevante Expositionsmodelle und umfassende Analysetechniken, die die Erfassung von Mehrfachexpositionen, auch im Spurenzustand, ermöglichen. Wie von C. Wild in seinem berühmten Exposom-Konzept vorgeschlagen, basiert die Risikobewertung auf der Kombination der Marker auf verschiedenen Ebenen: externe Dosis, interne Dosis, biologisch aktive Dosis, Marker für frühe biologische Wirkungen, phänotypische Marker während des gesamten Lebens des Individuums.